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Bericht in der Basellandschaftlichen Zeitung

Aktualisiert: 24. Okt. 2022

Am 7. September 2022 in der Basellandschaftlichen Zeitung. Vielen Dank an Herrn Tschopp für den schönen Bericht Oberbaselbieter Ehepaar erkundete Westeuropa auf Schusters Rappen Richard Chresta und Evelyne Lüönd aus Hölstein wanderten vom südlichen Zipfel Spaniens zurück in ihre Heimat. Die Frühpensionierten erzählen über ihr Abenteuer. 3120 Kilometer, 89'603 Höhenmeter bergwärts und deren 90'830 talwärts, 137 Etappen, 26 Ruhetage und je drei Paar Wanderschuhe: Dies sind eindrückliche Zahlen von Richard Chrestas und Evelyne Lüönds Fernwanderung vom südspanischen Tarifa, an der Strasse von Gibraltar gelegen, zu ihrem Wohnort Hölstein. Das Ehepaar startete sein Abenteuer am 28. Februar. Es marschierte auf Wegen quer durch Spanien, über die Pyrenäen, durch Frankreich und schliesslich dem Schweizer Jurabogen entlang nach Hause. Am 8. August standen die beiden wieder in ihrer Wohnung im Oberbaselbiet. Lüönd erinnert sich: «Wir waren dankbar, dies zusammen geschafft zu haben, ohne irgendwelche gesundheitlichen Probleme.» Ihr Unterfangen auf dem Europäischen Fernwanderweg Nummer 4 (EF 4) haben die zwei minutiös geplant. Der zu Beginn für Andalusien ungewöhnliche Wintereinbruch und das nasskalte Wetter zwangen sie jedoch zu Routenänderungen. Eine adäquate Ausrüstung hatten die Wandervögel nicht, deshalb froren sie zeitweise. Biwakieren im mittransportierten Zelt war nicht möglich, dies war ohnehin nur sporadisch der Fall. Primär übernachteten die Hölsteiner in Herbergen und Hotels in Zimmern, die sie ein paar Tage zuvor reserviert hatten. Zuerst Schnee und Kälte, dann Hitze und Trockenheit Später erlebten Richard Chresta (65) und Evelyne Lüönd (63) das andere Wetterextrem: Hitze und Trockenheit. Sie brachen jeweils früher auf und legten kürzere Tagesstrecken zurück. Manchmal hatten sie zu wenig zum Trinken bei sich. Die Wanderwege waren unterschiedlich gut markiert. Chresta konstatiert: «In Spanien sehr schlecht, in Frankreich sehr gut, in der Schweiz perfekt.» Trotz der mehrmonatigen Fernwanderung sei bei ihnen nie ein eigentlicher Koller aufgekommen, Aufgeben sei keine Sekunde ein Thema gewesen. Von Verletzungen und Krankheiten blieb das Duo verschont. Blasen, Hexenschuss und zusammen fünf glücklicherweise nur harmlose Stürze gab es. Richard Chresta meint: «Auf unsere insgesamt neun Millionen Schritte ist das kaum erwähnenswert.» Auf ihrem Marsch, während dessen sie sich teils auf dem Jakobsweg bewegten, hatten die beiden auch heikle Situationen zu meistern. In Andalusien, wo sie bloss in Unterwäsche Bäche durchqueren mussten, weil keine begehbaren Brücken vorhanden waren. Das kostete sie viel Zeit. Der 65-Jährige betont: «Es gibt Momente, da gibt's nur ein Vorwärts und kein Zurück.» Oder als ein Bergweg wegen eines Felsabbruchs zu einer Sackgasse wurde. Da mussten sie einen Umweg in Kauf nehmen. Voller Eindrücke sind sie nun zu Hause und immer noch am Verarbeiten. Es gab viele prägende Erlebnisse wie Kontakte zu Einheimischen und einige schöne Abschnitte. Evelyne Lüönd schwärmt: «Das schönste Stück war für mich der Jurahöhenweg mit den Seen und dem Mont Blanc im Hintergrund, einfach fantastisch.» Beeindruckend sei in einem spanischen Naturschutzgebiet gewesen, als man dank klarer Sicht in 60 Kilometern Entfernung das Meer gesehen habe. Und die Weiten der Wälder, in denen sie tagelang keinem Menschen begegnet seien. Auch über die Pyrenäen sei es toll gewesen. GPS als unabdingbarer Begleiter Richard Chresta hat mit einer App auf seinem Mobiltelefon sämtliche Daten aufgezeichnet. Deshalb kann er exakte Zahlen nennen. «Ohne GPS wäre eine solche Wanderung unmöglich», betont er. Auf einem Blog (siehe Fussnote) haben die Oberbaselbieter ihr Abenteuer mit Freunden und Bekannten geteilt: mit Texteinträgen und Fotos. Sie erhielten mehrere Reaktionen, sogar von Unbekannten via soziale Medien. Chresta glaubt: «Wir haben offenbar Leute inspiriert.» Die Liebe zum Wandern hat die 63-Jährige nach der Jugendzeit so richtig entdeckt. Ihr Mann mit etwa 30, als er begann, an Marathonläufen teilzunehmen. Sie erzählen, dass Fernwanderer in der Regel allein unterwegs seien. «Solches zu zweit zu tun, ist eher ungewöhnlich.» Anders auf dem Jakobsweg, wo Pilger zusammen wandern. So musste sich Richard Chresta als früherer Langstreckenläufer dem Tempo seiner Partnerin anpassen. Er war beruflich als Wirtschaftsinformatiker tätig, sie zuletzt als Zugchefin bei den SBB. Beide liessen sich vorzeitig pensionieren, um vermehrt ihrer grossen Passion zu frönen. Chresta sagt demütig: «Wir sind dankbar, dass wir in unserem Alter so was machen können.» Der EF 4 führt von Tarifa nach Zypern und misst rund 10'500 Kilometer. Möglicherweise nimmt das Ehepaar nächstes Jahr einen weiteren Teil in Angriff: von Hölstein nach Budapest oder gar bis Belgrad. «Aber darüber haben wir uns noch nicht unterhalten», verrät Richard Chresta. Seit sie daheim sind, haben sie nicht mehr übers Wandern geredet. Kein Wunder: Die Monate zuvor gehörte Wandern zur Tagesordnung. Simon Tschopp


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